Tre Casi Reichenau
Bauprojekt für drei Doppelhäuser auf der Insel Reichenau – Bodensee





Auf der Insel zu Hause
Wer auf der Insel Reichenau lebt, weiß: Der Blick auf diese Landschaft und den See macht immer wieder glücklich, ganz gleich zu welcher Jahreszeit. Familien, die hier wohnen, möchten nicht mehr weg. Grundstücke und Häuser werden meist vererbt und selten verkauft. Und das ist auch der Reiz der größten der drei Inseln im Bodensee: Hier gibt es noch natürlich gewachsene Strukturen, hier wird nicht nur Urlaub gemacht, sondern auch gelebt und gearbeitet.
Auf dieser Insel ist meine Familie aufgewachsen, daher kenne ich die schönsten Spazierwege, die besten Badestellen und die Wein- und Gemüsebauern von nebenan, hier fühle ich mich zu Hause. Daher war von Anfang an klar: Wenn ich hier baue, möchte ich etwas Besonderes schaffen. Einen Platz, an dem man gerne lebt. Ausserdem möchte ich nicht einfach ein gewachsenes Biotop zerstören, sondern der Insel etwas zurück geben.
Mit anderen Worten, ich will Häuser schaffen, bei denen nicht nur der Blick vom Badezimmer auf den See geplant wird, sondern auch der Blick vom See aufs Haus. In diesem Projekt werden keine Prestige-Objekte entstehen, sondern ein Ensemble, das sich harmonisch in die historische Kulturlandschaft einfügt. Mit viel Luft und Raum drumherum, mit viel Natur und mit allem Komfort und ohne überflüssige Verzierungen.
Für dieses Projekt suche ich Mitstreiter, das heißt Menschen, die sich vorstellen können, auf der Insel Reichenau ein neues Zuhause zu finden, zu leben und die Lust auf etwas Besonderes haben.
Was macht eine alte Kulturlandschaft
eigentlich aus?
Die Insel Reichenau wird geprägt durch ihre klösterliche Architektur und ihre traditionelle landwirtschaftliche Nutzung. Die drei Dörfer sind so genannte Streusiedlungen. Sie haben keinen festen Ortskern, Weinhänge und Gewächshäuser gehören ebenso zum Bild der Insel wie die romanischen Kirchen aus dem frühen Mittelalter und das Benediktinerkloster Reichenau.
Eine alte Kulturlandschaft, die glücklicherweise in ihrem ursprünglichen Gefüge noch erhalten ist. Aus diesem Grund wurde die Insel mit dem Kloster Reichenau von der UNESCO im Jahr 2000 in das Verzeichnis des Weltkulturerbes aufgenommen.
Um die besondere Atmosphäre der Insel zu erhalten, wurde 2010 entschieden eine natürliche Siedlungsentwicklung zu ermöglichen. Die Reichenau soll eine lebendige Insel bleiben und kein Museum werden.
Für dieses Bauprojekt wurde daher nach einem Architekturkonzept gesucht, welches die Identität des Ortes bewahrt und sie gleichzeitig ins Heute überträgt. Das Bezug nimmt auf die ursprüngliche Bebauung und dabei einen eigenen Akzent setzt. Kurz: Hier sollen Häuser entstehen, die zur Landschaft und zur Geschichte dieser Insel passen und dennoch alle Ansprüche ihrer zukünftigen Bewohner erfüllen.

Stiftskirche St. Georg, Oberzell

Kloster Reichenau, ehem. Benediktinerkloster, Mittelzell

Stiftskirche St. Peter und Paul, Niederzell, mit ihren berühmten Wandmalereien
Die Architekten – Armando Ruinelli und Bächlemeid
Ein Entwurf der mehrfach ausgezeichneten Architekten Armando Ruinelli und dem Büro Bächlemeid
Auf einem 3628m2 großen Flurstück entstehen drei Doppelhaushälften.
Der Entwurf für das Bauprojekt stammt von dem schweizer Architekten Armando Ruinelli in Zusammenarbeit mit dem konstanzer Architekturbüro Bächlemeid.
Das Architekturbüro Ruinelli Associati hat seinen Sitz in Soglio im Bergell, einem italienischsprachigen Tal des Kantons Graubünden. Die Werke des Büros spiegeln eine enge Verbundenheit mit ebendiesem Gebiet wider. Das Tal ist einerseits primärer Auftrags- und Ausführungsort für Ruinelli Associatis Bauten. Gleichzeitig ist es eine zentrale Inspirations- und Reflexionsquelle, regt zu Überlegungen an und bildet einen wichtigen Kontrapunkt in der Denkweise und im Umgang mit Architektur.
Im Dorf Soglio hat das Büro zahlreiche Projekte realisiert und sich dabei ein vielschichtiges Wissen zugelegt, was entscheidend zu jenem verständnisvollen Umgang mit den historischen Bautypologien und lokalen Traditionen beigetragen hat. Der «geübte» Blick bei der Bestandsaufnahme und Auswertung identitätsstiftender Merkmale ist Teil jeder Projektierung, auch dann, wenn Ruinelli Associati ausserhalb ihres Herkunftsgebietes tätig sind.
Den Projekten liegt ein durch Kontinuität geprägtes Schaffen, das die Beziehung zwischen Neuem und Bestehendem thematisiert und jedes Mal eine Lösung für eine im Dialog mit der Umwelt stehende Architektur findet.
Die jahrelange Tätigkeit in demselben ländlich-alpinen Umfeld ermöglicht es auch, die Veränderungen in der Wohnkultur zu beobachten und zu studieren.
In dieser Entwicklung kommt der Architektur eine wichtige Rolle zu, denn sie muss den Wert der historisch gewachsenen Siedlungen erkennen und aufrechterhalten können.
Eine Architektur, die sich im Dialog mit der Umwelt befindet, ist schlicht und bescheiden. Sie will sich nicht zur Schau stellen, sondern zu einer ganz „normalen“ Erscheinung an ihrem Ort werden.
Eine heute falsch durchgeführte Intervention bringt das ganze Dorf aus dem Gleichgewicht und beeinträchtigt dessen Identität und Fortbestand. Die Identität eines Ortes bewahren zu wollen, heisst keineswegs, nostalgisch an der Unveränderlichkeit festzuhalten, sondern mittels eines architektonischen Projektes die Idee eines Ortes zu erfassen und zu aktualisieren.

Soglio, in Bergell, einem italienischsprachigen Tal des Kantons Graubünden.
Eine Konstante des architektonischen Schaffens von Ruinelli Associati ist seit Anbeginn die «Massstäblichkeit »: Es wird ein ausgeglichenes Grössenverhältnis zwischen Lage, Ausrichtung und Umfeld angestrebt, also ein Gleichgewicht zwischen Strasse, Gebäude und freien Flächen.
Die Identität eines Ortes zu bewahren, bedeutet kein nostalgisches Festhalten am Bestehenden. Vielmehr geht es darum, das Bestehende aufzugreifen und zu aktualisieren.
Ausgangspunkt der architektonischen Formenlehre ist die Spurenlese, denn die wesentlichen Proportionen werden zuallererst der Umwelt entnommen. Bietet das architektonische Umfeld wenig Impulse, so hilft in der Projektphase die Landschaft weiter.
Die Ausrichtung des Gebäudes verrät, welchen Teil des Panoramas man «einrahmen» wollte, die Baumaterialien entsprechen dem Licht und den Farben der Natur.Der Entwurf lässt sich vom Ort leiten, versucht ihn zu verstehen und sich seiner zu bemächtigen, indem er Architektur integriert, wo vorher nichts stand.
Der Ort und die Tradition können immer wieder von Neuem interpretiert, mancmal sogar umgewandelt und auf innovative Art und Weise wieder zusammengefügt werden – diese Art von Architektur betrachtet sich als Fortführung einer Tradition. Sie soll nicht als Zäsur wahrgenommen werden und trotzdem zeitgenössisch wirken. Zudem soll sie schlicht und bescheiden sein, sie will sich nicht zur Schau stellen, sondern zu einer «normalen Erscheinung» an einem bestimmten Ort werden: eine Art Spur für das, was später einmal gebaut wird.
Die Materialauswahl ist ein weiterer wichtiger Aspekt in der Arbeit des Architekturbüros. Es geht darum, die verschiedenen Materialien «ehrlich» einzusetzen, wenn immer möglich ohne Vorbehandlung, damit sie sich mit den Jahren verändern und durch ihre Patina von ihrem langen Leben erzählen können – genauso wie man in den Gesichtern der alten Leute die Spuren der Zeit ablesen kann.

Modell der Planung mit den umliegenden Bauten
Deshalb spielt bei der Materialauswahl nicht nur die momentane Beschaffenheit des Baustoffes eine Rolle sondern auch seine sich über die Jahre verändernden Eigenschaften.
Die Architektur von Ruinelli Associati ist häufig eine Hommage an das Kunsthandwerk, das bereit ist, traditionelles Wissen mit zeitgenössischen Anforderungen zu verknüpfen.
Die genaue Analyse des Details ist dabei besonders wichtig. Nur durch Sorgfalt und in Kenntnis des kulturellen Hintergrunds eines Details ist es möglich, alle technischen und formalen Möglichkeiten auszuloten.
Anhand dieses Details wird die Qualität der Architektur überprüft, wobei nicht bloss ihre baulichen Eigenschaften entscheidend sind, sondern auch ihre Wirkung im Raum massgebend ist. Die angestrebte Einfachheit und Wesentlichkeit kommt nur durch das Studium, das Experimentieren und die gelungene Zusammenarbeit mit den ausführenden Handwerkern zustande.
All dies soll dem eigentlichen Zweck der Architektur dienen – nämlich der Schaffung eines Raumes, der uns emotional berührt.Die besondere Atmosphäre entsteht durch ein gelungenes Zusammenspiel der Proportionen, des Lichts, der Details, der richtigen Kombination der Materialien sowie einer «selbstverständlichen » Architektur. Eine geduldige Suche und das angeeignete Fachwissen sind unablässig, damit sich der Zauber offenbart und die Architektur uns in ihren Bann zieht.Das Architekturbüro bächlemeid arbeitet ebenfalls nach diesen Prinzipien.Ausserdem bringt es die Orts- und Verfahrenkunde im deutschen Raum und insbesondere der Region Konstanz mit.


Das Grundstück aktuell. Wo es möglich ist sollen Bäume erhalten bleiben. Weitere sollen hinzukommen.